Ganz ehrlich? Ich
beneide alle die wissen was sie beruflich wollen. Die genau vor Augen haben was sie erreichen wollen. Worauf sie hinarbeiten und mit viel Fleiß und einer Prise Glück auch erreichen.
Es gab mal eine Zeit, da wusste ich auch zu
100% was ich wollte. Ich habe darauf hin gearbeitet, habe mich bemüht und wollte es unbedingt schaffen. Ich war auch erfolgreich. Das was ich mir als Ziel gesteckt hatte, hatte ich geschafft. Meine
Wünsche wurden erfüllt und dafür hatte ich gesorgt.
Doch seit dem Zeitpunkt wo ich Post von der IHK bekommen hatte, die mir eine Unterstützung zur Weiterbildung anboten, fing es an. Vorher hatte ich überhaupt nicht über eine Weiterbildung nachgedacht. Ich war zufrieden. Durch diesen Brief fing ich an nachzudenken. Verglich das Angebot mit dem der Firma und somit lehnte ich es von der IHK ab. Nach langen hin und her, nach vielen Unterhaltungen mit unterschiedlichen Leuten habe ich mich dann doch für eine Weiterbildung entschieden.
Techniker in Teilzeit.
Es hatte den Hintergrund, dass ich weiter auf Schicht sein konnte - bei meinen Lieblingskollegen - und gleichzeitig etwas für meine Zukunft tat. Für den Fall der Fälle eben. Doch wurde ich kurz nach Schulbeginn von der Schicht genommen. Sie hatten extra für mich eine neue Position errichtet. So musste ich nur noch morgens arbeiten, von montags bis freitags und konnte ohne Einschränkung die Schule besuchen. Das entsprach so gar nicht meinem ursprünglichen Plan. Aber sie hatten mich vor der Wahl gestellt. Entweder ich würde es machen, oder sie müssten sich jemanden anderen für die Stelle suchen und dann hätte ich den Techniker eventuell umsonst gemacht. Es war quasi
Erpressung.
In Anbetracht der Tatsache, dass ich in meiner Klasse die
Liebe meines Lebens kennen gelernt habe und wir nun glücklich zusammen leben, würde ich diesen Schritt nicht mehr rückgängig machen. Das ist jedoch der einzige Punkt. Ansonsten zweifle ich ständig meine Entscheidung an.
Bereue sie.
Dann gibt es wiederum Tage wo ich denke, dass es richtig war. Nicht jeder Arbeitstag mit ihnen war ein
Traum. Ich hatte mich stets selbst unter Druck gesetzt. Die Beiden sind ein eingespieltes Team, ich wollte dazu gehören, aber so was dauert. Jeder
kleine Fehler wurde in meinen Kopf kaputt analysiert. Ich bin nicht einfach und spätestens da haben sie es auch gemerkt. Leider bin ich kein guter Schauspieler und sie hatten schnell den Bogen raus, wann meine Laune im Keller war. Und dabei handelte es sich ab und an nur um Kleinigkeiten. Aber so etwas kann man nicht abstellen. Ich habe versucht nicht alles so an mich ran zu lassen.
Wieso kann ich nicht einfach eine Kritik annehmen ohne mich direkt gedanklich fertig zu machen?
Ich schweife ab. Auf jeden Fall war das einer der Gründe, wieso ich dann doch dachte es ist besser so. Denn ich hatte das Gefühl, egal wie sehr ich mich bemühe, dass ich trotzdem ihnen nie gerecht werde. Nun haben sie einen Vollpfosten auf Schicht bekommen nachdem sie 3/4 Jahr nur zu zweit waren. Ich fühle mich dafür
schuldig. Bereue meine Entscheidung und bin unentschlossen.
Andererseits, würden sie überhaupt wollen, dass ich wieder da wäre? Schließlich habe ich mich schon einmal gegen sie entschieden und somit im Stich gelassen.
Ich weiß noch nicht was kommen wird. Wie meine Arbeit später aussehen wird. Ein Chef will mich in eine hohe Position bringen.
Aber will ich das überhaupt? Täglich am Schreibtisch sitzen? Doch könnte ich wiederum mein Leben lang Kontischicht machen? Ich weiß es nicht. Und das ist das Problem. Ich habe das Gefühl, dass ich niemals wissen werde was ich beruflich machen möchte. Aber dabei rennt mir die Zeit davon. Anfang nächsten Jahres soll ich für die andere Position angelernt werden. Ergo müsste ich langsam aber sicher mir in wenigen Wochen/Monaten sicher sein, was ich denn nun genau will.
Woher soll ich das aber wissen? Ich weiß nicht was in fünf Jahren sein wird. Ich weiß noch nicht Mal, ob ich den Techniker schaffe - und das ist Voraussetzung für diese Position.
Kann ich so was überhaupt? Eine Führungsposition übernehmen? Ich bin eher eine Arbeiterbiene, die auf Befehle wartet und dann diese ausführt. So würde ich mich eher einschätzen. Doch zurück auf Schicht kann ich glaube ich nicht. Jedenfalls nicht dahin, wo ich hin
will. Zum Anderen möchte ich nicht schon wieder wegen meinen Willen anderen die Möglichkeit nehmen. Ich will nicht den Ruf der
verwöhnten Prinzessin haben, die immer das bekommt was sie will.
Und dann wäre da noch ein anderer Punkt.
Wie sollte ich das meiner Familie erklären? Sie sind stolz darauf, dass ich mich weiterbilde und mir so viele Chancen geboten werden, eine gut bezahlte Position zu bekommen. Egal mit wem ich darüber rede, alle sagen mir, dass dieser Weg der Richtige ist.